KORNKREISE BEI ZDF/DISCOVERY CHANNEL
DIE HINTERGRÜNDE

von Andreas Müller, 02.11.2003

Im Frühjahr 2003 wurde ich vom deutschen „Discovery Channel (DC)“ gebeten, die Übersetzung eines amerikanischen DC-Beitrages informell zu unterstützen. nach eingehender Recherche über den in den USA bereits gesendeten Originalbeitrag und in Rücksprache- und Diskussion mit darin involvierten Kornkreisforscherin Nancy Talbot vom "BLT Research Team Inc." sagte ich - unter Berufung auf deutliche Mängel im amerikanischen Original - dennoch zu. aufgrund Vertragsbindungen ist es jedoch nicht möglich, in der deutschen Übersetzung Inhalte zu ändern oder aber - trotz besseren Wissens - an tatsächliche Sachverhalte anzupassen. In den USA hat der Beitrag in der Originalversion schon für einige Diskussionen und Aufklärung ob der wirklichen Hintergründe gesorgt. Einige der gravierendsten Umstände sollen im Folgenden dargelegt werden. der am 12. November um 15:15 Uhr im ZDF zu sehende Beitrag ist zudem von der ursprünglichen Originallänge, wie sie auch bei Discovery im Pay-TV zu sehen war, zudem noch auf 45 Minuten gekürzt und Inhalt und Form sind noch nicht bekannt. somit bezieht sich der folgende Artikel hauptsächlich auf das US-amerikanische Original.


Abb. 1: Das Ergebnis der nächtlichen Arbeit im Feld
Foto: MIT


Inhalt des Beitrages ist der Versuch von fünf Studenten des Massachusetts Institute of Technology (MIT)“, eine Kornkreisformation unter realen Bedingungen - also binnen vier nächtlicher Stunden - in ein Feld zu legen, und dabei sogar einige der von BLT beschriebenen biophysiologischen Charakteristiken vermeintlich "echter Kornkreise" zu reproduzieren und nachzuweisen.

Hierzu bat man die Präsidentin der Kornkreis-Forschungseinrichtung "BLT Research Team Inc." Nancy Talbott einige dieser Kriterien und Merkmale vorzugeben und den Studenten zu erläutern.

Die als Jury mitwirkenden graduierten Studenten nahmen an dieser Einführung jedoch nicht teil!

Die vorgegebenen Merkmale waren:

1) Ausgedehnte Apikal-Knoten (der erste Knoten unterhalb der Ähre)

2) Dehungswunden "Expulsion Cavities" (von innen nach außen aufgeplatzte Knoten)

3) Das Vorhandensein von 10-50 Micron durchmessenden und zudem magnetisierten, kugelförmigen Eisenpartikeln mit einer linearen Verteilung im Boden innerhalb des Kornkreises.

Basierend auf dieser Einführung ging Talbott davon aus, dass es auch wirklich diese drei Merkmale waren, welche als Kriterien von den Mit-Studenten reproduziert werden sollten.

Bei dieser Einführung wurde von den Studenten auch die Frage nach der geometrischen Ausführung als wissenschaftlichem „Echtheitsmerkmal“ gestellt. Dem widersprach Nancy Talbot jedoch, da es für eine solche Behauptung bisher keine rein wissenschaftliche Forschungsgrundlage gäbe und es schließlich auch bekannt sei, dass auch Kornkreisfälscher exakte und teils schöne Geometrien in der geforderten Zeit in die Felder projizieren könnten.



Dennoch wurde im späteren TV-Beitrag die Machbarkeit einer komplexen geometrischen Vorgabe als ein von der Kornkreisforschung beschriebenes Hauptmerkmal eines "echten Kornkreises" aufgeführt. Obwohl selbst im amerikanischen Originalbeitrag einer der Studenten noch während der Einführung mit Nancy Talbott deutlich wiederholt, dass auch ihm klar sei, dass die Geometrie kein wirkliches Kriterium sein könne.

Stattdessen erwähnt der TV-Beitrag die von Talbott geforderten ausgedehnten ersten Apikal-Knoten mit keinem Wort mehr. Diese waren somit fortan auch nicht mehr Ziel der Reproduktionsversuche der Studenten und standen nicht mehr weiter zur Diskussion.

Des Weiteren wurde zugesichert, dass die Studenten die Zeitvorgabe der vier Stunden nächtlicher Dunkelheit nicht überschreiten durften - von der Verwendung von verräterisch-sichtbaren Taschenlampen und Nachtsichtgeräten war vorab keine Rede.

Ebenso wurde angekündigt, dass die geforderten Merkmale mithilfe selbstgebauter technischer Ausrüstung - einer Art tragbare Mikrowellen-Kanone und dem so genannten "Flammenschmeisser", einem Gerät in dem Eisenpartikel durch einen superheißen Flammenring gejagt um dann mittels einer "Bombe" im Kornkreis verteilt zu werden - reproduziert werden sollen.

Zwar unterschieden sich die von den MIT-Studenten erzeugten Ergebnisse deutlich von den Vorgaben von BLT - doch leider ist es dem Fernsehzuschauer nicht möglich, dies zu erkennen, da das Gegenteil behauptet, jedoch nicht gezeigt, nachgewiesen oder gar bewiesen wird:
So sind im Beitrag weder Nah- noch Mikroskopaufnahmen der Pflanzen, noch des Bodens und der vermeintlich reproduzierten Veränderungen und Partikel zu sehen. Obwohl die BLT-Vorlagen durch derartige Aufnahmen erläutert wurden.

Ebenso schuldig bleibt der Beitrag den Nachweis, dass die durch die "Partikel-Bombe" verteilten Eisenpartikel in der geforderten Art und Weise linear verteilt wurden.

Auf Anfragen der von Guro K. Parvanova von der norwegischen Kornkreisforschungsgruppe (The Norwegian Crop Circle Group) nahm Nancy Talbott selbst zu den, leider für den Zuschauer nicht ohne weiteres erkennbaren, Diskrepanzen zwischen den Behauptungen und dem gezeigten Stellung.




Hier weitere der wichtigsten Aussagen:
BLT hatte mit den Durchführung der Analysen der erzielten Ergenisse durch die graduierten Studenten-Jury nichts zu tun! (...) keine der Pflanzen- oder Bodenproben der angelegten Formation wurde BLT vorgelegt.

Der letztendliche Original-Beitrag zeigt dem Zuschauer zwar deutliche Nahaufnahmen der BLT-Beispiele von Dehnungswunden (expulsion cavities) als eines der vorgegebenen und zu reproduzierenden Merkmale. Dass, wie im Kommentar behauptet, diese nun auch an den gezeigten Pflanzen aus dem angelegten Kornkreis vorhanden waren, also erfolgreich reproduziert wurden, ist aufgrund der Entfernung der gezeigten ganzen Pflanzen zur Kamera leider ebenso wenig zu sehen, wie eine notwendig gewesene Nahaufnahme der vermeintlich reproduzierten Dehnungswunden.

Was die magnetisierten 10-50 Mikron durchmessenden Eisenkügelchen anbetrifft, so zeigt der Beitrag lediglich das verwendete und handelsübliche Ausgangsmaterial, welches später dann durch den "Flammenschmeisser" gejagt wird. Die vermeintlich reproduzierten Mini-Sphären - ob nun, wie gefordert, magnetisiert oder nicht - werden nicht gezeigt, obwohl auch hier BLT die erforderlichen Mikroskopaufnahmen als Beispiele vorlegte. Die Partikel des stattdessen gezeigten Ausgangsmaterials sind hundertmal größer, als die geforderten Sphären - zudem sind diese weder (wie gefordert) magnetisiert noch kugelförmig!

Selbst wenn der "Flammenschmeisser" das Ausgangsmaterial in der erforderten Form reproduziert hätte - wofür der Beitrag leider nicht den geringsten Beweis liefert - so wird ebenfalls versäumt zu zeigen, ob diese durch das Gerät zweifelsohne im Kornkreis verteilten Partikel (in welchem zustand auch immer) - auch in der geforderte Weise, nämlich linear verteilt, waren.

Und dennoch, trotz all dieser sicherlich vermeidbaren Ungereimtheiten, hat der Beitrag doch auch seine positiven und aussagekräftigen - ja sogar die Aussagen der Kornkreisforschung stützenden - Inhalte. Auch wenn diese dem Zuschauer leider nicht unbedingt auf den ersten Blick verdeutlicht werden:
So zeigt der Einsatz der „Mikrowellenkanone“ nicht nur anschaulich wie absurd, weil gesundheits- und lebensgefährlich, der Einsatz einer solch abenteuerlichen Apparatur wäre. Man beachte nur schon die angewandte Vorsicht und die kiloschwere Bleiweste, welche den Studenten vor austretender Mikrowellenstrahlung schützen soll.


Abb. 2 und 3: Stolz präsentieren die MIT-Studenten die
selbstgebauten Höllenmaschinen: "Flammenschmeisser" und
Mikrowellenkanone
Fotos: Zoz Broooks

Der Beitrag beweist erneut und sehr anschaulich, dass die aus dem beschädigten Abschirmung der Mikrowellen-Kanone austretende Mikrowellenstrahlung Kameras und technisches Gerät durch auftretende Fehlfunktionen bis hin zur Unbrauchbarkeit beeinträchtigt. (Ob der im Beitrag zugegebenerweise etwas aufgebauschte Beinahe-Absturz des Filmhelikopters direkt etwas damit zu tun hat, sei einmal dahingestellt...)

Zudem zeigt die Konstruktion und Verwendung der Mikrowellenkanone, des "Flammenschmeissers" und der "Bombe", wie ernst selbst die MIT-Studenten die vorgelegten Merkmale nehmen, und welchem Aufwand man glaubt betreiben zu müssen, um diese reproduzieren zu können.

Die Bilder vom Einsatz dieser Geräte sprechen sodann deutlich für sich jedoch absolut gegen die Vorstellung, dass Kornkreise (ob nun echt oder gefälscht) auf diese Art und Weise entstehen bzw. angelegt werden. Wer die Kornkreise und deren Entstehungsumstände aus eigener Felderfahrung und -Forschung, oder sogar aus eigener Nacht-Überwachungs-Aktivität her kennt, wird sich bei der Vorstellung diese, durch ihren Flammenstrahl weithin sichtbaren pyrotechnischen „Höllenmaschinen“ könnten auch nur für ein kleinstes wirkliches Kornkreisdetail verantwortlich sein, kaum noch aufrecht im Fernsehsessel halten können.

Man kann hier nur vermuten, dass der Beitrag wohl davon ausgeht, dass die meisten Zuschauer auch nicht das Geringste über die wirklichen Hintergründe der Kornkreise wissen...

Aus diesem Grund werden sich wohl auch die wenigsten Zuschauer fragen, woher die Energie zum Betrieb der gezeigten Gerätschaften stammt oder wie diese ins Feld kam. Tatsächlich handelte es sich um einen unüberhörbaren Generator, der jedoch so postiert war, dass er von der Kamera nicht erfasst wurde.

Ebenso wenig machen sich wohl auch die wenigsten Zuschauer Gedanken über die Feuergefahr durch den verwendeten „Flammenschmeisser“ und die "Partikelbombe" im zu dieser Zeit strohtrockenen Feld. Doch keine Angst, das Discovery-Team hatte - natürlich außerhalb des Kamerasichtfeldes - größte Vorsorge getroffen: Die ganze Aktion wurde von zwei einsatzbereiten Feuerwehrzügen bewacht.




Was bleibt ist ein Beitrag der (wenn auch leider nur zwischen den Zeilen und auf mehr oder weniger ungewollt amüsante Weise) die Ergebnisse der Kornkreisforschung stütz, jedoch offiziell darüber aufklären will, wie Kornkreise und selbst die wissenschaftlichen Kriterien zu fälschen sind. So kommen die "MIT-Kids" abschließend tatsächlich zu dem Schluss, auf diese Weise würden wohl Kornkreise und deren Merkmale tatsächlich gemacht...

Wer sich über die Hintergründe der vorgelegten "Echtheitsmerkmale" informieren möchte, findet die BLT-Publikationen hierzu auf folgenden Seiten:

http://www.bltresearch.com/anatomical.html

http://www.bltresearch.com/semi-molten.html
http://www.bltresearch.com/dispersion.html
http://www.bltresearch.com/plantab.html

Leider steht der Kornkreis-Beitrag des „Discovery Channel“ bislang noch nicht online zur Verfügung.

Weitere Links zum Thema:
http://www.bltresearch.com
http://www.swirlednews.com/article.asp?artid=645
http://www.swirlednews.com/article.asp?artid=647
http://web.mit.edu/newsoffice/nr/2002/crops.html

Dank an:
Nancy Talbott / BLT Research Team Inc.
Guro K. Parvanova / The Norwegian Crop Circle Group
Discovery Channel Germany
ZDF